Aktuelles aus der Stadt
Das MVZ Gerabronn informiert
Gerd Steffen hat viele Jahre in einem großen Krankenhaus der Maximalversorgung in Ostwestfalen gearbeitet, jetzt ist er einer von drei Ärzten in der MVZ-Praxis in Gerabronn, einer Stadt mit weniger als 5000 Einwohnern? Ein Problem? Nein, sagt der Facharzt für Neurochirurgie, aber eine Umstellung. Mit der der Ostwestfale keine Probleme hat, denn er ist ein Mensch, der schon immer offen für Neues war.
Deshalb bildet sich der 63-Jährige derzeit zum Facharzt für Allgemeinmedizin weiter. Obwohl er gerne Neurochirurg ist, in Bielefeld Oberarzt an der größten neurochirurgischen Abteilung in Deutschland war, obwohl er zuletzt niedergelassener Neurochirurg in Schwäbisch Hall und Belegarzt am Diak Klinikum war und auch diese Arbeit ihm Spaß machte.
Aber in den letzten Jahren wurde diese Stimme in ihm immer lauter, die fragte, ob’s denn das gewesen sein soll in seiner Laufbahn als Arzt. Immer nur Neurochirurgie, immer nur „Fachidiot“, wie er es selbst formuliert. Eines Tages wusste er, dass er nochmals eine berufliche Herausforderung brauchte, und wie es oft im Leben ist, haben solche Weichenstellungen mit Begegnungen mit Menschen zu tun. Etwa mit Professor Dr. Alexander Bauer, dem Chefarzt der Kardiologie an den Kliniken in Crailsheim und Schwäbisch Hall. Er ermunterte Steffen zur Bewerbung im MVZ Crailsheim. Oder die Begegnung mit Werner Schmidt, dem Geschäftsführer des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) Crailsheim. Er kümmerte sich sofort um die Formalien und wusste zudem, dass in der Zweigpraxis in Gerabronn mit Dr. Axel Seybold ein Arzt tätig ist, der die Berechtigung zur Weiterbildung zum Allgemeinarzt besitzt. Und dann war da noch die Begegnung mit Seybold und seinem Praxiskollegen Klaus Jährling – auch da stimmte gleich die Chemie.
Und so praktiziert der Ostwestfale Gerd Steffen seit knapp einem Jahr im hohenlohischen Gerabronn. Seine Zwischenbilanz fällt sehr positiv aus. Ihm gefällt die Herausforderung, dass Menschen mit den unterschiedlichsten Erkrankungen zu ihm kommen, um Hilfe bei ihm zu finden. Da kommt dem 63-Jährigen seine große Lebens- und Berufserfahrung zugute. In den meisten Fällen weiß er schnell, was zu tun ist, „das Standardprogramm des Allgemeinarztes habe ich schon drauf“. Bei den Gebrechen, bei denen er sich unsicher ist, fragt er bei seinen Kollegen Seybold und Jährling nach. „Das ist der große Vorteil einer Gemeinschaftspraxis und eines kollegialen Miteinanders“, so der angehende Allgemeinarzt, dessen Weiterbildung zwei Jahre dauert, also noch bis Mai 2026.
War seine Entscheidung, die Neurochirurgie aufzugeben, richtig? Ja, antwortet der Arzt und dieses Ja klingt entschieden. Er freut sich über „viele positive Rückmeldungen“ von Patienten, freut sich auch über kleine Geschenke, wie etwa Eier. Oder über Socken. Einer Patientin war aufgefallen, dass er gerne bunte Socken trägt. Und eines Tages schenkte sie ihm ein Paar Socken, natürlich bunt und selbstgestrickt. Es ist dieser direkte Kontakt zu den Patienten, der ihm gefällt. Der wichtig ist, ergänzt der Mediziner, weil „oft schon ein vertrauensvolles Gespräch hilft“. Doch dafür haben viele Ärztinnen und Ärzte heute keine Zeit mehr. Nicht so Gerd Steffen, er nimmt sie sich, weil er weiß, dass er aus Gesprächen wertvolle Informationen für die Behandlung gewinnt. Und deshalb betont: „Ein Arzt muss zuhören können.“
Übrigens: Die Neurochirurgie ist nicht ganz aus seinem Arbeitsleben verschwunden. Jeden Mittwoch bietet Gerd Steffen eine Wirbelsäulensprechstunde (14 Uhr) in der chirurgischen MVZ-Praxis im Altbau des Crailsheimer Klinikums an. Diese Sprechstunde ist für Patienten mit hartnäckigen Rückenschmerzen.